Asyl-Debatte: Grünen-Abgeordnete wird wüst beschimpft

19.01.2016
Asyl-Debatte: Grünen-Abgeordnete wird wüst beschimpft
Ekin Deligöz gibt wegen ihres türkischen Migrationshintergrunds gerade eine besondere Zielscheibe ab. Sie nimmt aber auch die türkisch-muslimischen Gemeinden in die Pflicht.
Zu Besuch in der Redaktion unserer Zeitung: Die grüne Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz und ihre Parteifreunde Harald Lenz (links) und Maximilian Deisenhofer. Foto: Bernhard Weizenegger

Wenn die Büro-Mitarbeiterin von Ekin Deligöz in diesen Tagen den Telefonhörer ans Ohr hält, muss sie starke Nerven haben, denn nicht selten folgt eine wüste Schimpfkanonade mit Worten, die hier keinesfalls zitiert werden können. Die grüne Bundestagsabgeordnete aus dem hiesigen Wahlkreis gibt derzeit eine besondere Zielscheibe ab wegen ihres türkischen Migrationshintergrunds. Wie sie beim Besuch in der Redaktion unserer Zeitung sagte, sei sie Beschimpfungen über das soziale Netzwerk Facebook und den Kurznachrichtendienst Twitter ja schon gewöhnt, doch jetzt werde die Aggression, die ihr schon früher entgegengeschlagen sei, noch direkter.
Nach den Silvestervorfällen in Köln habe sich der Ton zudem weiter verschärft. Offenbar seien nun bei vielen die Hemmschwellen gefallen, rechtes Gedankengut offen zu verbreiten. Das betrifft nicht nur sie als politische Mandatsträgerin, sondern auch viele andere in Deutschland lebende Menschen türkischer Abstammung, wie ihr berichtet werde. Denen werde vor allem ihre Religion vorgeworfen. Die sexuell motivierten Attacken auf Frauen in Köln und anderen Städten seien „von ein paar kriminellen jungen Männern“ ausgegangen. „Deshalb kann man doch nicht sagen, alle Muslime sind kriminell“, findet Ekin Deligöz.
In der Flüchtlingsdebatte nimmt sie auch die türkisch-muslimischen Gemeinden in die Pflicht, denn nach Ansicht der Abgeordneten könnten sie eine wichtige Vermittlerrolle spielen. Asylbewerber aus dem arabischen Raum oder aus Afghanistan gehen in der Regel zum Beten in türkische Moscheen. Dort sollten ihnen nach Meinung von Ekin Deligöz auch die in Deutschland geltenden Regeln vermittelt werden: „Die türkischen Gemeinden könnten eine Brückenfunktion übernehmen, denn sie kennen ja Land und Leute.“ Deshalb sollten sie stärker eingebunden werden, um die hierzulande geltenden Werte zu vermitteln.
Vom Vorstoß der CSU, Zuwanderer künftig per bayerischer Verfassung zur Achtung der deutschen Leitkultur zu verpflichten, hält die Grüne gar nichts: „Wir haben eine Leitkultur, und das ist das Grundgesetz. Das ist für jeden verpflichtend, ohne Wenn und Aber und ohne Kompromisse.“ Sie wirft den Christsozialen vor, mit ihren Forderungen Panik zu verbreiten und den Boden für rechtes Gedankengut zu bereiten. Was die Debatten um eine Verschärfung der Asylgesetzgebung betrifft, so sagt Ekin Deligöz: Wer durch kriminelle Handlungen das Asyl missbrauche, der habe sein Recht auf Asyl verwirkt. „Das ist so.“
Von: Ronald Hinzpeter

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