Gekommen, um Freiheit zu atmen

09.04.2017
Gekommen, um Freiheit zu atmen
Kreis-Grüne hatten nach Krumbach geladen, um verschiedene Aspekte des Themas „Asylpolitik in Bayern“ mit der Landtagsabgeordneten Christine Kamm zu diskutieren.
Die Organisatoren und Referenten der Veranstaltung „Asylpolitik in Bayern“ in Krumbachs Gasthof Munding. Von links: Marc Hettich, Rita Jubt, Christine Kamm, Kurt Schweizer, Abdullah Alagha, Maximilian Deisenhofer. Foto: Josef Osteried

Nochmals vielen Dank an die vielen ehrenamtlichen Helfer im Landkreis.Lassen Sie sich nicht entmutigen von bürokratischen Hürden und politischer Unvernunft (Willkür?).
In Damaskus, der Hauptstadt Syriens, aufgewachsen, floh Abdullah Alagha vor zwei Jahren über die Balkanroute nach Deutschland.
Er wollte dem Militärdienst in der syrischen Armee des Staatspräsidenten Assad entkommen. In Krumbach nahm er erfolgreich an einem Integrationskurs teil. Abdullah sprach frei und in flüssigem, gutem Deutsch zu den rund 40 Zuhörern im Gasthof Munding über sein Leben. So arbeitet er hier als Maschinenführer in einer Druckerei, bezahlt selber seine Wohnung, hatte schon eine deutsche Freundin und wird bald in Augsburg Maschinenbau studieren. Deutschland sei der beste Staat für Syrer, meint er, und „In Krumbach sind alle so nett“, sein Resümee nach zwei Jahren in Krumbach.
Ein großes Herz für Flüchtlinge aus aller Welt hat Christine Kamm, Landtagsabgeordnete der bayerischen Grünen auch heute noch. Vom Kreisverband der Grünen eingeladen, sprach sie über die Asylpolitik in Bayern aus ihrer Sicht, plädierte dabei für Integration durch Bildung, Ausbildung und Arbeit, lehnte Abschiebungen ab und sah keine Grenze der Belastbarkeit für die Einheimischen, weshalb sie die „restriktive Asylpolitik der CSU“ kritisierte.
Die Abgeordnete sieht aktuell besonders die Flüchtlinge aus Afghanistan durch sinkende Anerkennungsquoten und durch Abschiebungen gefährdet. Es würden Afghanen in ein unsicheres Heimatland abgeschoben, obwohl sie oft schon seit Jahren hier integriert seien. Allein in Bayern lebten 24000 Afghanen, die im Asylverfahren seien. Sie seien nun verunsichert, manche würden zu Fuß nach Italien und Frankreich gehen, andere würden in Deutschland untertauchen. Kamm will das ändern. Eine Chance für die Flüchtlinge Arbeit zu finden, sieht sie durch die Regelung gefährdet, nach der Firmen erst drei Monate vor der Einstellung eines Flüchtlings erfahren, ob sie ihn auch tatsächlich bekommen. Auch die Kammern und Kirchen würden diese Vorschrift kritisieren.
 
Bayern geht bei der Entscheidung über Beschäftigungserlaubnis sehr restriktiv vor
Rita Jubt, Trägerin des Integrationspreises des Landkreises Günzburg, unterschied in ihrem Referat über die Arbeitserlaubnis von Asylbewerbern zwischen den Herkunftsländern Syrien, Eritrea, Irak, Iran, Somalia sowie weiteren Ländern. Zur weiteren Gruppe gehöre zum Beispiel Afghanistan. Hier würden die Ausländerbehörden in Bayern seit dem 1. September 2016 bei der Entscheidung über eine Beschäftigungserlaubnis sehr restriktiv vorgehen. Grundlage sei eine Anweisung des bayerischen Innenministeriums, die sie heftig kritisierte.
Der freie Journalist Marc Hettich, durch seine Videoreportage „Syrische Flüchtlinge in Krumbach“ ebenfalls Preisträger des Kreises, sprach über das Thema „Asylpolitik aus journalistischer Sicht – Lügenpresse“. Dabei bestätigte er, was eine spontane Umfrage im Saal ergeben hat: ein hohes Vertrauen gegenüber dem Lokalteil der Mittelschwäbischen Nachrichten, weil er dem Thema Asyl offen gegenüber stehe.
Birgit Baumann, eine weitere Preisträgerin des Kreises, sorgte mit einer syrischen Familie aus Krumbach für kulinarische Spezialitäten aus deren Heimat: gefüllte Weinblätter, Hackfleischbällchen und Teigtaschen mit Spinat und Käse. Baumann hat das Integrationsprojekt Meet & Eat ins Leben gerufen, ein Projekt mit kulinarischen und kulturellen Höhepunkten. Weitere Treffen finden im Wiedemanns Keller statt.
In der abschließenden Diskussionsrunde, von Maximilian Deisenhofer, Kreisrat der Grünen, geleitet, wurden Fälle aus dem eigenen Erfahrungsbereich geschildert. Die Willkommenskultur ist bei den Grünen und bei den Flüchtlingshelfern weiterhin lebendig.
 
 
Von: Josef Osteried

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