Grüne im Kreis Günzburg nominieren Deisenhofer einstimmig

Max Deisenhofer, der Landratskandidat der Grünen, ist mit 32 Jahren der jüngste Bewerber. Bild: Bernhard Weizenegger (Archiv)
Max Deisenhofer, der Landratskandidat der Grünen, ist mit 32 Jahren der jüngste Bewerber. Bild: Bernhard Weizenegger (Archiv)

 

Für die Grünen ist Landratskandidat Max Deisenhofer alternativlos: Alle Stimmberechtigten votieren für ihn. Kann der Coup im März gelingen?

Jetzt kann er sich Mister 100 Prozent nennen. Maximilian Deisenhofer wurde von seiner Partei Bündnis 90/Die Grünen am Donnerstagabend in Günzburg einstimmig zum Landratskandidaten nominiert. Von den 22 stimmberechtigten Mitgliedern votierten alle für den Landtagsabgeordneten.

Ein kleines DHL-Paketset war von Kreissprecher Kurt Schweizer zu einer Art Wahlurne umfunktioniert worden. Den Karton hätte man wenigstens grün einfärben können, wurde er halb scherzhaft ermahnt.

Fraktionschef Lenz: Man muss sich zeigen, wenn man Gutes hat

Es war eine durchweg lockere Stimmung an diesem Abend im Günzburger Restaurant Allegro. Schließlich wussten die Anwesenden, dass es nur, neben all den kleinen Formalien, die damit verbunden sind, um eine Bestätigung dessen ging, was eigentlich schon feststand: die Nominierung Max Deisenhofers zum Landratskandidaten. „Man muss sich zeigen, wenn man was Gutes hat. Das ist wie beim Schafkopf“, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Harald Lenz.

Auf die Frage, welcher Karte in diesem Spiel Deisenhofer denn entspräche, kam für „das beste Pferd im Stall“ vom Parteikollegen Lenz gegenüber unserer Zeitung die klare Aussage: „Eichel Ober.“ (Deisenhofer hätte sich übrigens eine Oberstufe tiefer gesetzt, wohl wegen der passenden grünen Farbe.)

Was am neuen Wohnort gewöhnungsbedürftig ist

Drei Punkte, die ihm wichtig sind, nannte der frühere Berufsschullehrer in seiner Nominierungsrede: Digitalisierung müsse sich auf dem Land nicht nur, aber auch in einem schnellen Internet und einer gescheiten Mobilfunkabdeckung zeigen. Seit Sommer wohnt der 32-Jährige nicht mehr in Augsburg, sondern in Behlingen. Alles ist für ihn prima – bis auf eines: „Dass ich mein Mobiltelefon aufs Festnetz umleiten muss, um erreichbar zu sein, ist gewöhnungsbedürftig.“

Deisenhofer will den Bürgern Wege zu Behörden sparen. Das gelinge mit einem Landratsamt als „digitaler Verwaltung“. Was für die Behörde gilt, müsse auch für Schulen Gültigkeit haben. Und die erforderlichen Internettechnologien, so Deisenhofers Vorstellung, sollten nicht von den Schulen selbst betreut werden müssen („Die Lehrer sollen unterrichten“). Unterstützung könne ebenfalls vom Landratsamt kommen, wie das im Landkreis Augsburg bereits der Fall sei.

Eineinhalb Stunden von Burgau nach Krumbach

Verbesserungspotenzial sieht der Grünen-Kandidat außerdem im Öffentlichen Personennahverkehr. Da war für Deisenhofer ein Selbsttest aufschlussreich. An einem Tag hatte er im Landkreis vier Termine an verschiedenen Orten. Die gute Nachricht: „Wir sind zu allen vier Terminen gekommen.“ Die Frage ist: wie? Da hatte Deisenhofer eine nicht mehr ganz so gute Nachricht parat: Die Fahrt von Burgau nach Krumbach habe rund eineinhalb Stunden gedauert. Zuerst ging’s mit dem Zug nach Gessertshausen (Landkreis Augsburg). Und dann von dort nach Krumbach. Fahrpreis: 15,40 Euro. Das hat für den Grünen-Politiker nicht zwingend etwas mit Attraktivität zu tun. Ein Grundfehler ist für ihn dabei, dass der Schwerpunkt der „Regierenden weiter auf der Straßenbaupolitik liegt“.

Der Klimaschutz schließlich müsse „vor Ort planbar werden“. Auch hier könne der Landkreis für die Bürgerinnen und Bürger wertvolle Dienste leisten, indem beispielsweise das Klimaschutzmanagement und seine beratende Funktion ausgebaut werde. Auch in diesem Fall führte Max Deisenhofer den Landkreis Augsburg als positives Beispiel an. In Günzburg gebe es dafür eine Stelle, für das Augsburger Landratsamt seien sechs Personen in drei Vollzeitstellen tätig.

Mit 32 Jahren der jüngste der fünf Bewerber

Wie wahrscheinlich ist es, dass der frühere Niederraunauer Handballspieler mit 32 als jüngster der fünf Kandidaten ins Günzburger Landratsamt einzieht? Nun – es wäre für die Grünen selbst eine Riesenüberraschung, konnte man heraushören.

Aber hält die Politik nicht manchmal Überraschendes bereit? Versammlungsleiter Bernhard Lohr hält das Vorhaben der Grünen im Kreis für alles andere als chancenlos. Er erwähnte in seiner Begrüßungsrede, dass zum ersten Mal bei einer Landtagswahl auf einen Schlag sechs grüne Abgeordnete den politischen Wettstreit gegen CSU-Kontrahenten gewonnen haben und direkt ins Maximilianeum gekommen sind.

Wer kennt Belit Onay? Und Rudolf Köppler?

Kreissprecher Deisenhofer hat es durch das gute Ergebnis seiner Partei und die vielen eigenen Stimmen über die Liste geschafft. Lohr erwähnte den Namen Belit Onay. Der sei der neu gewählte Oberbürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, die „seit Menschengedenken“ von SPD-Politikern regiert worden sei.

Einen SPD-Politiker und seinen Überraschungscoup führte Bernhard Lohr dann auch an. 1970 hat der Berliner Rudolf Köppler „das Undenkbare“ im damals „tiefschwarzen Günzburg“ möglich gemacht, die OB-Wahl gewonnen und 32 Jahre lang regiert.

Entscheidend sind Herz und Leidenschaft

Und Lohr, der Günzburger Direktkandidat für die Landtagswahl war, weiter: „Entscheidend für eine erfolgreiche Wahl sind Herz und Leidenschaft, ist Freude am Umgang mit Menschen, ist Lust am Gestalten. Und genau diese Eigenschaften bringt unser Kandidat Maximilian Deisenhofer in herausragender Weise mit.“

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