Informationsveranstaltung wird zum Fachgespräch

02.12.2016
Informationsveranstaltung wird zum Fachgespräch
Pflegekammer – Lernen am Beispiel von Rheinland-Pfalz
Georg Baur vom Berufsverband Pflegemanagement, Landesgruppe Bayern, Andrea Kuhn, Pflegewissenschaftlerin und Harald Lenz vom Kreisverband der Grünen in Günzburg

Viele Interessierte lockte die Informationsveranstaltung zur Pflegekammer nicht in den Hörsaal des Bezirkskrankenhauses Günzburg. Dafür waren die Zuhörer meist aus leitenden Positionen der Pflege und  scheuten auch längere Wege nicht, um die Ausführungen von Andrea Kuhn, Mitarbeiterin der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, zu hören. Andrea Kuhn, Pflegewissenschaftlerin, Krankenschwester und Buchautorin, wurde vom Berufsverband Pflegemanagement im Zusammenspiel mit dem Kreisverband von Bündnis 90 / Die Grünen zu einem Vortrag eingeladen.Georg Baur, Pflegedirektor am Bezirkskrankenhaus in Günzburg, begrüßte die Besucher und stellte  zu Beginn einen kurzen Umriss der momentanen Situation in Bayern dar. Er machte deutlich, dass sein Berufsverband, sowie auch die anderen Pflegeverbände in Bayern, die  vorgesehene „Vereinigung der bayerischen Pflege“ nicht unterstützen. Dies sei ein Konstrukt, ein Bayerischer Sonderweg, der einer wirklichen Interessenvertretung der Pflege nicht gerecht werde.Kreisrat Harald Lenz, welcher den Kontakt zu Andrea Kuhn aufbaute, stellte die  Referentin vor und verwies auf die lange Historie die die Diskussion um die Pflegekammer mittlerweile aufweist. Die Pflegewissenschaftlerin stellte in ihrem ausführlichen Vortrag die Entstehung der Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz vor. Sie beschrieb die Hürden welche genommen werden mussten und veranschaulichte den Weg über die Gründungskonferenz, über den Gründungsausschuss bis zur Geschäftsstelle. „Momentan sind wir elf Personen“ sagt sie. „Aber wir werden wachsen“. Die 40.000 Pflegekräfte in ihrem Bundesland verdienen eine kraftvolle Vertretung.  Die Pflegekammer in Rheinland-Pfalz vertritt die Berufsgruppen der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege.Im Vorfeld zur deren Errichtung  gab es eine Befragung aller in der Pflege tätigen. Im Gegensatz hierzu wählte  Bayern den Weg einer Stichprobenumfrage unter den Pflegekräften. Sie verwies auf die Fehler der wissenschaftlichen Auswertung dieser repräsentativen Umfrage in Bayern. Bei richtiger Errechnung komme man zu dem Schluss, dass 51,6 % der Pflegekräfte dafür stimmten, was einer absoluten Mehrheit entspräche.  Eine Pflegekammer könne in der Fort- und Weiterbildung viel bewirken und die Professionalisierung der Pflege vorantreiben. Der Ausspruch vom ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm „Pflegen kann jeder“ sei eine Katastrophe für die gesamte Branche gewesen, der bis heute nachhallt.  Eine Verankerung der Pflege im DRG-Vergütungssystem gibt es bis heute nicht. Sie wirbt dafür Pflege nicht als Kostenfaktor zu sehen, sondern als Leistungsfaktor und warnt vor einer Absenkung der Fachkraftquote, wie sie des Öfteren von diversen Arbeitgeberverbänden gefordert wird.Andrea Kuhn stellte sich in ihrem 90-minütigen Vortrag  den zum Teil kritischen Fragen. Ein Zuhörer wollte wissen, wie sich die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft in Rheinland-Pfalz  gestalte. Sie führte aus, dass es in der Gründungsphase großen Widerstand von Seiten der Ver.di  gab, diese jedoch als zweitgrößte Fraktion mittlerweile mit am Tisch sitzt. Auch gab sie einen Überblick über die Entwicklungen in den anderen Bundesländern. So stünden die Länder Schleswig -Holstein  und Niedersachsen kurz vor der Verwirklichung einer Pflegekammer. Wenn dies erfolgt ist, wird es eine Bundespflegekammer geben. Auch in Baden-Württemberg werde zur  Zeit aktiv an der Errichtung einer Pflegekammer gearbeitet.In der Diskussion wurde deutlich, dass der Weg zu einer Professionalisierung der Pflege über die Pflegekammer führt. „Auch bei uns ist nicht alles gut“ fügt Andrea Kuhn an. „Aber wir arbeiten daran“.

Zurück

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.