Katharina Schulze: Genussvoll, fröhlich, kämpferisch

Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl in Bayern steht mit ihrer Partei gut da. Jetzt war sie in Günzburg zum Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung.

Sie ist quirlig. Wenn sie sich einmal in Rage geredet hat, kann sie sich nicht immer bremsen. Sie macht als Innenpolitikerin Nachtschichten in Polizeistationen mit, um zu erleben, was die Polizisten in ihrem Dienst bewegt und wo es hakt. Sie hat früher Handball gespielt, kommt aus Herrsching am Ammersee. Sie mag Eis („Geht immer“). Und vor allem: Sie ist die Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl in Bayern. Sie, das ist Katharina Schulze, 33.

Gestern besuchte sie an ihrem letzten Tag der dreitägigen Schwabentour die Redaktion der Günzburger Zeitung. Da sitzt eine fröhliche Frau, die es spannend findet, als Aushängeschild der Grünen auf vielen Terminen die Vielfalt des Freistaats zu erleben. Ist das etwa die Politikerin, über die die Bild-Zeitung vor Wochenfrist in Frageform titelte: „Wie gefährlich wird diese Grüne für die CSU?“

In der Halbzeit ist das Spiel noch nicht gewonnen

Ja, wie gefährlich wird sie denn? So direkt will Schulze nicht darauf eingehen. Die aktuellen Umfragewerte belegen, dass sie und die Grünen im Landtag allen Grund zum Frohlocken haben – vielleicht auch noch der Dienstmann Aloisius als Münchner im Himmel. Keinesfalls aber die Bayerische Staatsregierung. Die Grünen kommen aktuell auf 17 Prozent der Wählerstimmen. „Das ist eine Momentaufnahme“, wiegelt die 33-Jährige ab, die es als Sportlerin oft genug erlebt hat: In der Halbzeit ist das Spiel noch nicht gewonnen.

Das, worüber die Wählerinnen und Wähler am 14. Oktober zu befinden hätten, sei viel mehr als ein Spiel. „Es ist eine Richtungsentscheidung“, sagt Katharina Schulze. Und die beiden Richtungen positioniert sie sogleich im Gespräch mit unserer Zeitung: „Soll es ein weltoffenes, demokratisches proeuropäisches Bayern sein oder ein nationalbezogenes, antieuropäisches und autoritäres Land?“ Die Menschen spürten, „dass da etwas ganz Grundlegendes vor sich geht“, sagt sie.

Sie steht auf der Bühne wie eine populäre Sängerin

Die Grünen seien plötzlich gefragt wie selten zuvor: Im Dachauer Volksfestzelt hat sie das unlängst bei einer Veranstaltung gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden der Grünen, Robert Habeck, erlebt: Das Zelt war rappelvoll, 1800 Personen seien es gewesen. Solche Kulissen sind für die Grünen noch gewöhnungsbedürftig. Schulze zeigt ein Foto, das sie in ihrem Smartphone gespeichert hat: Sie steht da auf der Bühne wie eine populäre Sängerin, die gerade ein Konzert gibt. Und das Publikum kann gar nicht genug davon bekommen. Ein Wert deutlich über zehn Prozent soll am Ende herausspringen. „So viel hatten wir noch nie“, sagt sie. Maximilian Deisenhofer, der schwäbische Bezirksvorsitzende aus dem Kreis Günzburg, der Schulze begleitet, bestätigt das. Bei der Landtagswahl 2008 seien es 9,4 Prozent gewesen.

Neben der Flüchtlingspolitik („Wir haben die IHK und die Handwerkskammer als Partner an unserer Seite“), ökologischen Themen und dem Kampf für die Freiheitsrechte der Bürger, die durch ein neues Polizeiaufgabengesetz nicht eingeschränkt werden dürften, möchte Schulze eine tatsächliche Gleichberechtigung von Mann und Frau erreichen. Das müsse sich beispielsweise auch an der Bezahlung festmachen: Gleiches Geld für den gleichen Job – unabhängig vom Geschlecht.

Der Kreis Günzburg habe Probleme wie andere auch

Vom Staat erwartet sie, dass er mehr für Frauenhäuser investiert und den Hebammenberuf stärker fördert. „Sonst muss man sich schon vor der Zeugung des Kindes auf die Suche nach einer Hebamme machen. Und das kann wohl nicht sein.“

Der Kreis Günzburg habe vergleichbare Probleme wie viele andere Landkreise in Bayern auch: Die Digitalisierung auf dem Land lasse zu wünschen übrig. Hier müsse schnell und umfassend etwas geschehen, um dem Anspruch gleichwertiger Lebensverhältnisse gerecht zu werden. Deisenhofer hält die schnellen Datenautobahnen in der Fläche für wichtiger als manche Umgehungsstraße in der Region.

 

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