Spitzenkandidat der Grünen: Das macht Söder falsch

Ludwig Hartmann ist in Landsberg geboren und Spitzenkandidat der Grünen für die bayerische Landtagswahl am 14. Oktober.

 

Der Spitzenkandidat der bayerischen Grünen, Ludwig Hartmann, über die Rolle als härtester CSU-Verfolger und Angriffsflächen bei Markus Söder.

Markus Söder hat die Grünen zum stärksten politischen Gegner der CSU erklärt. Wie fühlt sich das an, die Nummer zwei in Bayern zu sein?

Ludwig Hartmann: Über den Ausgang der Wahl entscheiden ja zum Glück immer noch die Wählerinnen und Wähler und nicht wir Politiker. Aber wir merken natürlich schon, dass wir als Grüne Themen ansprechen, die die Menschen bewegen. Die Menschen in Bayern wollen Vorschläge, wie wir Dinge beim Artenschutz, beim Flächenfraß, bei der Chancengerechtigkeit oder bei Bus- und Bahnverkehr besser machen können. Wir machen da ganz konkrete Angebote und es freut uns, wenn sich das in Umfragewerten widerspiegelt.

Das heißt, die Adelung durch Söder ist Ihnen egal?

Hartmann: Wie gesagt, der Wähler entscheidet. Aber ich erhoffe mir schon, dass es dadurch zu einer inhaltlicheren Auseinandersetzung mit der Staatsregierung über den richtigen Weg für Bayern kommt. Nur ein Beispiel: die Agrarpolitik. Die Wetterextreme durch die Erdüberhitzung fordern eine andere Politik. Wir kommen in der Landwirtschaft von einer Krise in die nächste und brauchen da grundlegende Änderungen. Wenn Söder jetzt zu dem Schluss kommt, mit uns inhaltlich über den richtigen Weg zu streiten, dann freuen wir uns darüber.

Der inhaltliche Streit kam Ihnen zuletzt zu kurz?

Hartmann: Sie haben doch auch den Wahlkampf der letzten Wochen verfolgt. Das Gehabe zwischen SPD und CSU über eine Internetseite, davor war die Auseinandersetzung der CSU mit der CDU, davor war die Nachfolgerdebatte mit Seehofer und Söder. In den vergangenen Monaten wurde in Bayern doch kaum über die echten Herausforderungen im Land gesprochen. Ich hoffe, das ändert sich in den verbleibenden 50 Tagen bis zur Wahl.

Eine Möglichkeit zur Auseinandersetzung wäre ein TV-Duell. Der Bayerische Rundfunk ziert sich noch vor solch einer Sendung, weil er keinen echten Herausforderer für die CSU sieht. Können Sie dieser Argumentation folgen?

Hartmann: Ich bin der Meinung, dass die Menschen das Anrecht haben, zu erfahren, welche Ideen und Konzepte die beiden stärksten Parteien im Land haben. Der Wettstreit um die beste Lösung ist der Wesenszug der Demokratie und der sollte auch offen und öffentlich geführt werden. Die beste Art für so eine Debatte wäre ein Fernseh-Duell. Daher fände ich es schade, wenn es nicht stattfindet.

Nun haben die Grünen mit Katharina Schulze und Ihnen gleich zwei Spitzenkandidaten. Wer würde in einem TV-Duell denn antreten?

Hartmann: Die Frage stellt sich erst, wenn es tatsächlich zu einem Duell kommt. Wir trauen uns das beide zu, von daher sehe ich es als Vorteil, weil wir aus zwei guten Alternativen auswählen können.

Beim TV-Duell mag das so sein, aber bei der tatsächlichen Wahl gibt es ein Problem: Katharina Schulze ist 33 Jahre alt und dürfte demnach gar nicht Ministerpräsidentin werden.

Hartmann: Das stimmt. Dass man in Bayern immer noch 40 Jahre alt sein muss, um Ministerpräsident zu werden, ist nicht mehr zeitgemäß. Das sieht man schon, wenn man mal nach Frankreich oder Österreich schaut. Statt eine Amtszeitbegrenzung für den Ministerpräsidenten anzustreben, hätte Markus Söder lieber diese Altersgrenze aus der Verfassung streichen sollen. Die Wähler sind selbst in der Lage, Parteien und Personen zu wählen, denen sie solch ein Amt zutrauen – unabhängig vom Alter.

Die Altersgrenze drückt Sie zwangsläufig in die Rolle als Söder-Herausforderer. Wie würden Sie ihn im TV-Duell anpacken? Wo ist er angreifbar?

Hartmann: Ich bin da ganz realistisch: Die Frage nach einem Ministerpräsidenten Hartmann stellt sich für mich momentan nicht. Und mir geht es auch nicht darum, die Person Söder anzugreifen. Ich will vielmehr aufzeigen, welche Fehler trotz der wirtschaftlich tollen Lage im Freistaat gemacht werden. Wenn ich durch Bayern fahre, sehe ich auf der einen Seite traumhafte Bilderbuchlandschaften und auf der anderen Seite eine Logistikhalle nach der anderen und Dörfer, deren Ortskerne ausbluten. All das ist mit dem Namen Markus Söder verbunden. Kein anderer hat die Landesplanung so stark aufgeweicht wie er. 2011 hatte er als Umweltminister die Energiewende als großes Ziel. Bayern ist da komplett ausgestiegen. Klimawandel: In seiner einstündigen Regierungserklärung mit 100 Einzelmaßnahmen ist das Wort nicht ein Mal gefallen. Es gibt also eine ganze Reihe an Themen, über die man inhaltlich mit Söder streiten kann.

Wie würde Ihr Traumergebnis am 14. Oktober denn aussehen?

Hartmann: Ich würde mir wünschen, dass die Grünen so stark wie möglich und als zweitstärkste Kraft aus der Wahl herausgehen, die CSU einen spürbaren Dämpfer erhält und die AfD so klein wie möglich ist.

Könnten Sie sich vorstellen, danach in eine schwarz-grüne Koalition einzutreten?

Hartmann: Ich bin in die Politik gegangen, weil ich Dinge gestalten möchte und das lässt sich natürlich aus einer Regierungsverantwortung heraus deutlich leichter tun als in der Opposition. Unser Ziel ist es, mit einem starken Ergebnis zweitstärkste Kraft im Landtag zu werden, sodass man an uns nicht vorbeikommt. Für die CSU dürften wir, verglichen mit FDP und Freien Wählern, sicher der schwierigste Gesprächspartner sein, das ist uns klar. Aber über eine gerechte und ökologische Politik kann man mit uns immer reden, eine autoritäre und europafeindliche Politik wird es dagegen mit uns nicht geben.

 

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