Innovation beim Netzausbau – Die Einspeisesteckdose: Besuch im Umspannwerk Balzhausen

Auf dem Bild von l. n. r.: Domenic Rauscher (OV Kammeltal-Ichenhausen), Stefan Tölzer, Andreas Liebau, Barbara Plura (alle LEW/LVN), Carsten Pothmann (OV Günzburg), Michaela Leinweber (Gemeinderat Balzhausen)

Am Donnerstag, den 13.11.2025, durfte unser grüner Landratskandidat für den Landkreis Günzburg, Carsten Pothmann, sowie weitere Interessierte an einer Führung durch das Umspannwerk Balzhausen teilnehmen. Geleitet wurde die Führung von Vertretern des Verteilnetzbetreibers LVN.

Die Besucher erfuhren, dass in Balzhausen ein Pilotprojekt für die sogenannte „Einspeisesteckdose“ durchgeführt wird. Normalerweise melden Erzeuger von Photovoltaikanlagen, Windparks oder Batteriespeichern im Rahmen eines Netzanschlussbegehrens beim Netzbetreiber ihren Anschlusswunsch an. Innerhalb einer gewissen Frist muss der Netzbetreiber den nächsten kostengünstigsten Netzanschlusspunkt mitteilen. Dies führte in der Vergangenheit immer wieder zu Verzögerungen oder Mehrkosten, da der nächste geeignete Netzanschluss unter Umständen nicht in der Nähe der Erzeugeranlage sein kann und somit aufwändig zusätzliche Leitungen verlegt werden mussten.

Bei der neuen Einspeisesteckdose wird diese Verfahrensweise umgedreht. Die Verteilnetzbetreiber LVN und Bayernwerk entwickelten das Konzept und LVN errichtete im bereits bestehenden Umspannwerk Balzhausen einen zusätzlichen Netzanschlusspunkt mit entsprechendem Anschlusspotential und zwar bevor Anfragen von der Erzeugerseite vorlagen. Die Einspeisesteckdose besteht unter anderem aus einem (sehr großen) Transformator, sowie Steuerungs- und Messeinrichtungen. Anschließend konnten sich die Projektierer unterschiedlichster Erzeugungsunlagen bewerben und erhielten so schnell und unkompliziert eine Anschlusszusage an der „Einspeisesteckdose“.

Inzwischen seien die damit neu geschaffenen Netzkapazitäten bereits mit drei geplanten Solarparks, einem Windpark und drei Batteriespeichern vergeben.

Für den Netzbetreiber liegt der Vorteil darin, dass die Voraussetzung für den vereinfachten Anschluss an die Einspeisesteckdose damit gekoppelt ist, dass die angeschlossenen Erzeugungsanlagen steuerbar sein müssen und somit bei einer drohenden Überlastung des Netzes gedrosselt werden dürften. Zudem verringert sich der bürokratische Mehraufwand einzelner Prüfungen.

Diese Maßnahme ist auch der Versuch die steigenden Netzausbaukosten zu begrenzen. Denn aktuell sind die Netzbetreiber verpflichtet jede produzierte Kilowattstunde abtransportieren zu können. Dementsprechend groß müssen die Leitungskapazitäten geplant und gebaut werden. Dies würde bis zur geplanten Klimaneutralität im Jahr 2045 zu kalkulierten Netzausbaukosten in Höhe von gewaltigen 7 Milliarden Euro führen. – alleine in bayerisch Schwaben. Diese Netzausbaukosten würden im Rahmen des Strompreises über die Netzentgelte an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben.

Zudem verschärft sich mit der Zunahme immer mehr erneuerbaren Stroms im Stromnetz die Synchronisierung zwischen Erzeugung und Verbrauch, die im besten Fall immer ausgeglichen sein sollten, da das Netz selbst keinen Strom speichern kann. Aufgrund diverser Engpässe im Netz kann günstiger Windstrom aus dem Norden nicht in den Süden transportiert werden, so dass im Süden fossile Erzeugungsanlagen einspringen müssen, um den Bedarf zu decken. Da diese jedoch deutlich höhere Stromgestehungskosten als die erneuerbaren Energien aufweisen, steigt der Strompreis für die Verbraucher (sog. Redispatch). Zudem erhalten zum Beispiel Windparkbetreiber für abgeregelte Windenergieanlagen Entschädigungszahlungen für jede Kilowattstunde, die nicht abtransportiert werden konnte. 

Einig waren sich die Verantwortlichen von LVN darin, dass gerade in unserer Region der Ausbau der Windenergie große Vorteile mit sich brächte. Demnach ergänzten sich Sonne und Wind, was Vorteile für die Netzauslastung hätte. Gerade im nicht sonnenstarken Winter und nachts wäre regelmäßig Windenergie vorhanden, die helfen könnte, die Netze gleichmäßiger auszulasten und so vorhandene Leitungen effizient zu nutzen.

Es zeigte sich, dass das Thema Stromerzeugung, Netzübertragung- und Verteilung einerseits ein sehr komplexe Angelegenheit ist. Andererseits wurde auch deutlich, dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem Ausbau der Netzinfrastruktur einhergehen muss. Beim Ausbau der Netzinfrastruktur seien viele verschiedene innovative Ansätze notwendig, um die Energiewende weiter auf Erfolgskurs zu halten und die nötigen Investitionen sozial gerecht zu staffeln. Die pilotierte „Einspeisesteckdose“ könnte ein weiterer Hebel sein, dieses Ziel zu erreichen.

Text: Domenic Rauscher, Bild: Daniel Kohler

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