„Kommen an einer Pflegekammer nicht vorbei!“

Im Fachgespräch der Grünen geht es um die Aufwertung des Pflegeberufs und die Folgen des demografischen Wandels

Krumbach. Eine immer älter werdende Gesellschaft, die sogenannten Babyboomer, die in absehbarer Zeit aus dem Berufsleben ausscheiden und dann noch der allgegenwärtige Fachkräftemangel: Die Aussichten für die Pflegebranche waren sicher schonmal besser als aktuell. Damit es zu keinem Kollaps des Systems kommt, sei dringend Handeln angezeigt, machte Andreas Krahl, Landtagsabgeordneter der Grünen, beim jüngsten Fachgespräch im Krumbacher Gasthof Munding deutlich: „In einem ersten Schritt müssen wir Fakten schaffen. Wir wissen nicht einmal, wie viele Pflegebedürftige wir in Bayern haben, welchen Pflegegrad sie aufweisen und in welchem Umfeld sie leben“. Krahl, selbst noch immer als Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege tätig, appellierte auch daran, die Prävention stärker in den Mittelpunkt der Debatte zu rücken. Darunter versteht der Weilheim-Schongauer auch Barrierefreiheit im Alltag. Kämen mehr Menschen selbstständig zum Bäcker oder zum Arzt, könnten diese noch länger im häuslichen Umfeld bleiben und Angehörige würden entlastet.

In der Diskussion mit den rund 20 Beschäftigen aus der Alten- und Krankenpflege stellte sich heraus, dass viele ihrem Job unverändert mit großer Leidenschaft nachgehen. Allerdings fehle es einem Krankenpfleger oder auch einer Rettungssanitäterin an gesellschaftlicher Anerkennung, so das Stimmungsbild. Wenn dem Beruf schon ein Studium vorausgehe, müsse sich der Mehraufwand in der Ausbildung auch lohnen – finanziell und in der jeweiligen Aufgabenzuschreibung. Harald Lenz (Grüne), Kreisrat und Bürgermeister von Ebershausen war selbst 32 Jahre lang in der Pflege tätig. Er riet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern dazu, sich selbst besser zu organisieren: „Wir haben 135.000 professionelle Pflegekräfte in Bayern und nur ein Bruchteil davon ist einem Verband oder einer Gewerkschaft angeschlossen. Wenn wir der Pflege mehr politisches Gewicht verleihen wollen, kommen wir an einer echten Pflegekammer nicht vorbei.“

Für eine gute Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum will sich Silvera Schmider einsetzen. Die Kreissprecherin der Bündnispartei ist examinierte Kinderkrankenschwester und Direktkandidatin für die Landtagswahl. Vor dem Fachgespräch hat sie Andreas Krahl mit Hermann Keller (Direktor Klinikmanagement) und Lutz Freybott (Stellv. Direktor Klinikmanagement) zusammengebracht. Beim Besuch der Krumbacher Klinik stand insbesondere die Zukunft des Standorts und der Erhalt der Entbindungsstation im Vordergrund.

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