Die Grünen freuen sich richtig auf den Günzburger Kreistag

Das Landratsamt Günzburg: In der Kreisverwaltungsbehörde tagen die Ausschüsse. Der Kreistag hat auch aus Kapazitätsgründen häufig „Auswärtsspiele“. Bild: Bernhard Weizenegger

Es gibt nur eine unter den etablierten Parteien, die mehr Sitze im neuen Kreistag hat als zuvor. Warum es die SPD besonders hart trifft.

Die Grünen haben gut lachen: Neun Sitze im Kreistag, erstmals in der Geschichte einen eigenen Bürgermeister und 23 Mandate in den Stadt- und Gemeinderäten des Landkreises Günzburg. Und das mit rund 100 Mitgliedern im Kreisverband: „Fast 420000 Stimmen konnten wir bei der Kreistagswahl im Landkreis Günzburg holen. Die Wählerinnen und Wähler haben damit gezeigt, dass Klima- und Umweltschutz eine lautere Stimme brauchen. Wir haben mit 15,2 Prozent ein historisch gutes Ergebnis eingefahren und sind nun zusammen mit den Freien Wählern zweitstärkste Kraft“, sagt Kreissprecher und Kreisrat Kurt Schweizer.

Auf jeden Fall können die Grünen für sich beanspruchen, den jüngsten Kreisrat überhaupt aufbieten zu können. Der Geografiestudent Philipp Beißbarth aus Jettingen-Scheppach ist gerade mal 18 Jahre alt. Jünger geht gar nicht, um wählen zu können und gewählt zu werden.

Beim Frauenanteil liegt die SPD vor der CSU und den Grünen

Was den Frauenanteil anbelangt, belegen die Grünen allerdings nicht den Platz an der Sonne. Sie liegen quotentechnisch (drei von neun Sitzen sind an Frauen gegangen) mit 33,3 Prozent weit hinter der SPD (drei von sechs Plätzen) mit einem Anteil von 50 Prozent und sogar der CSU (39,1 Prozent; neun Frauen unter den insgesamt 23 Kreisräten).

Vermutlich hätten die Erst- und Zweitplatzierten gerne auf diese Ränge verzichtet, wenn sie grundsätzlich mehr Politiker im künftigen Kreistag hätten stellen können. CSU-Kreischef Alfred Sauter war zwar klar, dass die absolute Mehrheit, den die CSU (30 von 60 Sitzen bisher) mit der Stimme des Landrats erreicht haben, nicht wieder verwirklicht werden kann. Aber musste es gleich so weit zurückgehen? Immerhin verloren die Christsozialen gegenüber der Wahl 2014 satte 12,2 Prozentpunkte und landeten bei 37,3 Prozent. Ein Wert, den Freie Wähler (15,5 Prozent) und Grüne (15,2 Prozent) bei Weitem nicht zusammen erreichen. Aber die CSU legt ja andere Maßstäbe an sich an.

Kreischef Achim Fißl ist künftig nicht im Kreistag

Mit 18 in den Kreistag: Philipp Beißbarth, Grüne.

Bei der SPD ist das alles noch viel dramatischer. Ein Wiedererstarken, wie es für andere Bereiche Bayerns gelten mag, ist im Landkreis Günzburg nicht zu erkennen – eher das Gegenteil. Am Schluss steht ein einstelliges Ergebnis von 9,7 Prozent, was einem Minus von 6,8 Prozentpunkten entspricht – verglichen mit der Kreistagswahl vor sechs Jahren. Da mussten selbst sozialdemokratische Urgesteine schlucken: Allen voran Achim Fißl (Krumbach). Der Kreischef war auf Platz vier der SPD-Liste gesetzt worden – und endete auf Rang neun. Da aber nur die besten sechs SPD-Kommunalpolitiker den Sprung geschafft haben, ist er im neuen Günzburger Kreistag nicht mehr vertreten.

Auch Werner Gloning, der Themen zumeist pointiert auf den Punkt bringt (seit 1984 in dem Gremium), wird fehlen – ebenso wie der frühere Günzburger Oberbürgermeister Rudolf Köppler. Für ihn – das wollte er auch so – ist nun nach 48 Jahren Schluss. Damit war er doppelt so lange Mitglied des Kreistags wie Hubert Hafner Landrat war. Der Ichenhauser bleibt dem Landkreis als Kreisrat (von Platz 59 auf Platz fünf vorgewählt) erhalten. Sein Nachfolger Hans Reichhart trug zu den gut eine Million Stimmen, die die CSU bekommen hat, „Stimmenkönig“ über 51000 Mal bei.

Am Ende der Stimmungsskala

Am anderen Ende der Stimmungsskala dürfte sich Matthias Kiermasz befinden. Er wurde als Bürgermeister von Kammeltal nicht für eine zweite und als CSU-Kreisrat (von Listenplatz elf auf 28 abgerutscht) nicht für eine dritte Amtszeit gewählt.

Auch, wenn Gerd Mannes als einziger AfD-Landratskandidat bayernweit ein zweistelliges Ergebnis verbuchen konnte (10,1 Prozent): Insgesamt hätte sich die Alternative für Deutschland mehr erwartet. Mit 8,4 Prozent erzielte sie zwar den besten Wert unter den drei neuen Listen (JU 6,7 Prozent, Die Linke 1,5 Prozent), blieb aber einstellig und hinter der SPD.

Ein Drittel der Kreisräte sind nicht mehr dabei

Auch Freie Wähler und FDP hätten gerne gesehen, wenn sie ihre Sitzzahl hätten halten können. So müssen sie mit jeweils einem Mandat weniger auskommen.

Etwa ein Drittel des Kreistags verändert sich. Und Grünen-Kreissprecher Schweizer gibt für seine Farben gleich die Parole aus: „Wir freuen uns aufs Tagesgeschäft. Jetzt stehen wir für unsere Überzeugungen ein und kämpfen für echten Klimaschutz, für mehr sozialen Zusammenhalt und für mehr Teilhabe in den Kommunen.“

 

Von Till Hofmann

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